Mond der verlorenen Seelen by Meyer Elke

Mond der verlorenen Seelen by Meyer Elke

Autor:Meyer, Elke [Meyer, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-01-24T23:00:00+00:00


-18-

Amber schrak auf, als Aidan zurückkehrte und sich neben ihr ins Bett legte. Sie sah zum Fenster und erkannte einen hellen Streifen am Horizont, der die aufgehende Sonne ankündigte. Er fiel augenblicklich in den todesähnlichen Schlaf, der ihn zu einer wächsernen Puppe machte. Ein Anblick, an den sie sich nur schwer gewöhnen konnte. Manchmal befürchtete sie, er könnte nicht mehr aufwachen.

Plötzlich sah sie Samuel vor sich, der so voller Tatendrang und Leben war. Amber drehte sich auf die Seite und konnte nicht mehr einschlafen. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere und grübelte darüber, wie anders ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie Aidan nie kennengelernt hätte.

Als der Morgen sich in goldenem Licht über Gealach ergoss, hielt sie nichts mehr im Bett. Eine Weile betrachtete sie Adan im Schlaf. Ihn und Revenant verband nicht nur das Blut in ihren Adern, sondern sie waren finstere Geschöpfe der Schattenwelt. Aber so friedlich, wie er jetzt im Bett lag, besaß der Anblick den Anschein von Zerbrechlichkeit. Sie strich zärtlich über seine kalte Wange. Dann küsste sie ihn auf den Mund. Nicht einmal ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Seufzend riss sie sich von ihm los und schlurfte ins Bad. Wie gerne hätte sie sich jetzt an ihn geschmiegt. Aber er würde es nicht merken.

Eine Stunde später saßen Amber und Kevin in Aidans Rover auf dem Weg nach Edinburgh. Strahlender Sonnenschein, der einen Bilderbuchfrühlingstag versprach, begleitete sie. Kein Wetter für Dämonen.

Ihre Gedanken kreisten um Dads Sachen, die Mom im Keller verstaut hatte. Dieser Abschied besaß etwas Endgültiges. Jemanden nicht mehr sehen, nicht mehr hören und mit ihm nicht mehr sprechen zu können, war grausam. Warum blieb nicht alles bis in alle Ewigkeit bestehen? Amber dachte an Gordon Macfarlanes Wunsch nach Unsterblichkeit. Zum ersten Mal konnte sie ihn verstehen.

Aidan war unsterblich und würde nicht mehr altern, sie hingegen schon. Ihnen blieb nur eine kurze Zeit. Sie verdrängte die Vorstellung von einer Greisin, die in den Armen des attraktiven Vampirs starb.

„Was passiert denn mit deinem Mini?“, unterbrach Kevin ihre Gedanken, wofür sie dankbar war.

„Ich hab mit Joey telefoniert. Er will ihn abschleppen und den Reifen wechseln.“

„Hm.“ Kevin drehte das Radio an, aus dem eine Ballade erklang, die Aidan früher gern gehört hatte. Als er noch ein Mensch war, fügte sie in Gedanken hinzu. Kurz, bevor sie losgefahren waren, hatte sie noch einmal nach ihm gesehen, aber er lag noch immer reglos im Bett. Wie sehr hätte sie sich über seine Begleitung gefreut. Das Glück, das zum Greifen nahe gewesen war, schwand mit jedem Tag. Amber schämte sich, dass sie sich nach einem sorgloseren Leben sehnte, einer unbeschwerten Liebe, einem Mann an ihrer Seite, mit dem sie alles teilen konnte. Doch wenn sie sich vorstellte, Aidan zu verlassen, um ein neues Leben zu beginnen, vielleicht eine neue Liebe zu finden, wurde ihr schwer ums Herz. Sie würde in jedem anderen nur ihn suchen.

„Pass auf!“, rief Kevin und riss den Arm nach vorn.

Erschrocken trat Amber mit aller Wucht auf die Bremse. Der Rover brach hinten kurz aus, bevor er mit quietschenden Reifen stoppte.



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